Bewerbung – Absage – Klage am Hals. Das ist normalerweise der Grund, warum eine Absage des Arbeitgebers auf eine Bewerbung richtig teuer werden kann. Hans P. Schwarz, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Referent in unserem „Netzwerk Personal“, hat schon von den unglaublichsten Fällen berichtet, in denen Bewerber nach einer Absage Klage erhoben haben. Einige Unternehmen tappen immer noch in die Fallen des AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) und begründen ihre Absage nicht AGG-konform. Allerdings: Selbst mit der besten Klage, kommen Sie nicht auf die Kosten von 19 Milliarden.
Absage auf eine Bewerbung: Die unglaubliche Story von Jan Koum
Die unglaubliche Story, warum die Absage auf eine Bewerbung 19 Milliarden Euro kosten kann, beginnt im Jahr 2008. Jan Koum bewirbt sich bei Facebook und bekommt eine Absage. Soweit, so gut. Danach passiert erst einmal nichts. Diese Absage hätte eine von tausenden sein können, die Facebook verschickt. Erst 2014 sollte die Geschichte Facebook und Koum wieder zusammenführen.
Doch wer ist überhaupt Jan Koum? Er wuchs in der Nähe von Kiew in ärmlichsten Verhältnissen auf. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wanderte seine Mutter mit ihm in die USA aus. In der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dies kam erst mal nicht, stattdessen mussten Koum und seine Mutter um Lebensmittelmarken beim Sozialamt anstehen und sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten. Weil Koum in der Highschool keine richtigen Freunde fand, las er in seiner Freizeit Anleitungen für Computernetzwerke und trat einer Hackergruppe bei. Über Umwege landete er später bei Yahoo, wo er auf Brian Acton (Autor von: Yahoo Mitarbeiter Nr. 44) traf. Die beiden wurden Freunde.
Monate nach der Absage: Ein iPhone verändert alles
Dann jedoch ging alles sehr schnell: Koum erkannte das unglaubliche Potenzial des App-Stores und hatte eine Idee für eine neue App: Am 24. Februar 2009 gründete er die WhatsApp Inc. Die App dazu kennt heute fast jeder. 6 Jahre später kaufte Facebook die App für unglaubliche 19 Milliarden Dollar. Zwei Jahre später hat WhatsApp die Grenze von 1 Milliarde Nutzer durchbrochen und ist erfolgreicher als der interne Chat-Dienst von Facebook.
… und wenn Facebook nicht abgesagt hätte
Stellen Sie sich vor, Facebook hätte Jan Koum 2008 eingestellt. Und stellen Sie sich vor, Koum hätte 2009 trotzdem die Idee von WhatsApp gehabt, wäre damit zu seinem Chef gegangen und hätte diese präsentiert. Facebook hätte sich den späteren Preis von 19 Mrd. gespart. So teuer kann die Absage auf eine Bewerbung sein.
Vor wenigen Wochen war ich im Silicon Valley und Ende des Monats bin ich wieder dort. Eines der großen Themen, die dort diskutiert werden, ist das Thema: „Pay unfairly“ – also scheinbar ungerecht bezahlen. Google zum Beispiel sagt: In einer normalen Firma gilt die 80:20-Regel, also das so genannte Pareto-Prinzip. Soll heißen: Da gibt es ganz viele Normalos (80 %), die bringen 20 % der Leistung. Aber umgekehrt gibt es eben diese Spitzenleister, wir nennen Sie A-Mitarbeiter, die das 4- bis 5-fache dessen leisten, was „normal“ ist.
Weiterhin sagt Google: Wir bei Google und die meisten Firmen hier im Tal sind im so genannten „Geistgeschäft“. Wir machen keine Kundenbefragungen, weil sich unsere Kunden überhaupt nicht vorstellen können, an welchen Themen wir bereits heute intensiv dran sind. Die besten unserer Jungs und Mädels können einen Algorithmus aufsetzen, der so etwas von schön und fehlerfrei ist, dass man darauf ganze Geschäftsmodelle aufsetzen kann. Wir reden hier vom Faktor 10.000, und manchmal sogar vom Faktor 15.000. „Pay unfairly“ heißt nun nicht, diesen Menschen das 10.000-fache zu bezahlen, aber es heißt, sie so extrem gut bezahlen, dass sie kein Wettbewerber für Geld abwerben kann. Natürlich verlassen auch solche Mitarbeiter das Unternehmen, aber dann hat es andere Gründe. An der Bezahlung wird es nicht scheitern.
4 Erkenntnisse für Ihr Personalmanagement aus diesem Artikel
- Suchen Sie nach den besten Mitarbeitern. Suchen Sie nach Mitarbeitern, die etwas bewegen und verändern wollen.
- Verwenden Sie unseren neunstufigen Einstellungsprozess
- Schaffen Sie ein Klima für Spitzenleistungen und seien Sie offen für außergewöhnliche Ideen.
- Was heißt „pay unfairly“ für unser Unternehmen? Bei tempus zum Beispiel lassen wir die Mitarbeiter ihr Gehalt selbst festlegen.