Was es nicht alles gibt! Neulich war ich bei einer Personaler-Messe und dort zu einer HR-Battle, also zu einem Rededuell zum Thema “Personal” eingeladen. Was das ist? Nun, man nimmt 2 Professoren mit verschiedenen Meinungen, stellt einen links auf die Bühne, den anderen rechts und dazwischen einen Moderator. Dann geht es los. Der Moderator bringt ein paar Schlagworte, zu denen sich die Kontrahenten äußern.
Mein „Herausforderer“ bei dieser HR-Battle war Prof. Dr. Armin Trost, respektierter und bekannter Personalvordenker und leider ganz anderer Meinung als ich.
Mitarbeitergespräche – Der Schlagabtausch kurz dargestellt:
Prof. Trost: Mitarbeitergespräche sind überholt.
Ich: Ohne Mitarbeitergespräche wirst du nie eine A-Orientierung ins Unternehmen kriegen.
Prof. Trost: Mitarbeitergespräche liefern nicht die gewünschten Ergebnisse.
Ich: Mitarbeitergespräche produzieren die klarsten Ergebnisse der Welt. Es wird absolut messbar, wo der Mitarbeiter steht. Nur was messbar ist, ist veränderbar.
Prof. Trost: Zielvereinbarungen sind Nahe an der Versklavung der Mitarbeiter.
Ich: Zielvereinbarungen begeistern Mitarbeiter und lassen ihn aufbrechen zu noch weiteren und höheren Zielen.
Prof. Trost: Mitarbeitergespräche sind für Feedback nicht geeignet. Der Mitarbeiter erzählt irgendetwas, nur nicht die Wahrheit.
Ich: Idealer geht es nicht. Man sitzt dem Mitarbeiter gegenüber, hat ganz viel Zeit und kann alle Themen ansprechen, die auf dem Tisch liegen. Und wenn die Kultur halbwegs in Ordnung ist, dann passen doch Feedback und Leistungsbeurteilungen zusammen.
Prof. Trost: Mitarbeitergespräche werden von HR und der GL angeordnet und können daher nicht ohne Druck stattfinden.
Ich: Gute Mitarbeiter wünschen sich Gespräche zur Weiterentwicklung und Feedback und sind stolz darauf, die Ergebnisse sogar für alle möglichst einsehbar zu gestalten.
Prof. Trost: Kluge Mitarbeiter wissen das, um sich positiv darzustellen. Das bevorteilt extrovertierte Menschen.
Ich: Wir reden nicht darüber, wer sich am besten darstellen kann, sondern wir reden über Zielerreichung. Da ist es ziemlich egal, wie witzig oder charmant jemand ist, sondern es kommt nur darauf an, was er geliefert hat.
So ging unser Duell um Mitarbeitergespräche eine dreiviertel Stunde lang. Aussage stand gegen Aussage, und zum Schluss gab es durch das Publikum eine Abstimmung.
Congratulations! The Winner is ….. Prof. Dr. Armin Trost!
Die Abstimmung ging ganz klar zu seinen Gunsten aus. Für ihn, der sagt: Lass uns lieber Kaffee trinken und miteinander reden …
Sage und schreibe 95 % haben für ihn gestimmt und sind offensichtlich nicht der Meinung, dass Mitarbeitergespräche wichtig sind, und nur der bescheidene Rest von 5 % voteten für mich. Was mich getröstet hat, ist die schlaue Moderatorin Anke Fabian. Sie sagte: „Ich kann es nicht fassen. Herr Knoblauch, ich stehe hinter Ihnen.“ (Das sagte sie aber nicht öffentlich, sondern privat.)
Versöhnlich für mich: Über Twitter erreichte mich diese Nachricht: „Ich war hin und hergerissen. Danke für gute Argumente auf beiden Seiten. Ich kann mich mit beidem anfreunden.“
Na, immerhin! Da bin ich doch froh!