Homeoffice: Rückruf zur Kaffeepause


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Kritik an Homeoffice war lange verpönt. Inzwischen ziehen aber immer mehr große Unternehmen die Notbremse und rufen ihre Mitarbeiter zurück in die Büros. Die Rückrufaktion hat gute Gründe.

„Homeoffice – ja oder nein?“ Ich mag sie, diese Frage. Sie ist eine alte Bekannte. Seit vor rund 20 Jahren der Homeoffice-Boom begann, wird sie immer wieder mal gestellt in meinen Seminaren zur Personalführung. So auch bei einem meiner letzten Seminare in Stuttgart: „Was halten Sie von Homeoffice? Wäre das nicht eine tolle Lösung?“, will der Unternehmer-Kollege von mir wissen.

Homeoffice ist sicher eine tolle Lösung, es gibt nichts Besseres – jedenfalls aus Sicht eines B- oder C-Mitarbeiters.

Homeoffice ist eine tolle Lösung – für B- oder C-Mitarbeiter auf alle Fälle. Inzwischen sprechen sich die Nachteile der Homeoffice bei Arbeitgebern herum.

Ich will nicht sagen, dass alle Mitarbeiter, die Homeoffice bevorzugen, unmotivierte Stubenhocker sind. Sicher nicht. Es gibt auch A-Mitarbeiter, die Homeoffice nutzen und dabei ganz ausgezeichnete Arbeit leisten. Aber diese ausgezeichnete Arbeit leisten sie nicht deshalb, weil Homeoffice so eine tolle Idee ist, sondern weil sie als A-Mitarbeiter einfach überall ausgezeichnete Arbeit leisten. Sogar in Homeoffice.

In einer anonymen Umfrage von Regus, einem Netzwerk von 2.000 Business-Centern in 104 Ländern, gaben 39 Prozent von knapp 1.000 befragten deutschen Homeoffice-Mitarbeitern zu, daheim nicht effizient arbeiten zu können. Beklagt wurde der fehlende Kontakt zu Kollegen und Motivationsprobleme – die Ablenkung daheim ist doch erheblich größer als im Unternehmen. Homeoffice verlangt viel Disziplin.

Homeoffice goes home

Ich gebe zu, ich war noch nie ein Freund von Homeoffice, die Probleme waren für mich immer schon zu offensichtlich – bereits zur Hochzeit des Homeoffice-Booms habe ich in einem Blog auf diese Schwierigkeiten hingewiesen.

Die Probleme konnten in der Praxis nicht behoben werden, wie inzwischen selbst einige Vorreiter der Homeoffice-Bewegung eingestehen mussten, darunter IBM. IBM verwies 2009 noch stolz auf eine Homeoffice-Quote von 40 Prozent bei 380.000 Mitarbeitern. Jetzt will man diese einstige Modernisierungsmaßnahme am liebsten ungeschehen machen. Die Homeoffice-Mitarbeiter in den USA wurden letztes Jahr vor die Wahl gestellt, entweder das Unternehmen zu verlassen oder künftig wieder ins Büro zu kommen. Man wolle wieder mehr Kreativität erreichen und schlagfertiger werden, so die IBM-Führung als Begründung.

Das ist der Punkt: Kreative Ideen entstehen oft durch Gespräche, durch Anregungen, die sich mit der Konfrontation von Problemen vor Ort ergeben. Ohne Input kein Output. Außerdem: Wie kann ein Team entstehen, wenn man einander kaum kennt?

Homeoffice – es fehlen die kreativen Kaffeepausen

Austausch ist wichtig – gute Ideen entstehen auch in der Kaffeepause am Arbeitsplatz. Bei Homeoffice verzichten Sie auf diese Kreativitätsquelle.

Lassen Sie es mich radikal formulieren: Aus Unternehmersicht ist es das Beste, wenn Mitarbeiter so viel Zeit wie möglich zusammen verbringen. In Silicon Valley hat man das von Anfang an verstanden und umgesetzt – mit Restaurants und Sportanlagen auf dem Firmengrundstück.

Die 10 Erkenntnisse für das Personalmanagement

"Kampf um Talente", "lebenslanges Lernen", "Hire for attitude" ... das sind nur wenige der 10 Erkenntnisse, die wir für ein erfolgreiches Personalmanagement aus dem Silicon Valley mitgebracht haben.

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Homeoffice als Ideenbremse

Dabei hat man sogar in Silicon Valley probiert, Homeoffice zu ermöglichen. Hier gehörte Yahoo zu den Vorreitern – bis zur großen „Rückrufaktion“ der Homeoffice-Arbeiter vor drei Jahren. Der Grund: Neue Ideen waren ausgeblieben, Marktanteile gesunken. „Einige der besten Entscheidungen und Erkenntnisse erwachsen aus Gesprächen auf dem Flur oder in der Cafeteria“, so die Firmenleitung im Rundbrief an die Mitarbeiter. Außerdem habe man bemerkt, dass Geschwindigkeit und Qualität der Arbeit zu Hause leiden würden.

Allerdings gilt Homeoffice trotz der negativen Erfahrungen in der Öffentlichkeit immer noch als zukunftsträchtig. In den Niederlanden wurde 2015 sogar ein Gesetz verabschiedet, das Arbeitnehmern ein Recht auf Homeoffice gibt. Wenn Sie sich deshalb vor einem generellen „Nein“ zur Homeoffice scheuen, können Sie einen anderen Weg beschreiten: Hier gebe ich Ihnen drei Tipps, wie Sie Homeoffice einsetzen können, um A-Mitarbeiter zu binden.

Drei Tipps, wie Sie Homeoffice einsetzen können:

1. Homeoffice als Leistungsanreiz
Bauen Sie Homeoffice in Ihr Prämiensystem ein. Erreicht ein Mitarbeiter alle in einem Jahr gesetzten Ziele, erhält er zusammen mit der jährlichen Mitarbeiterbewertung als A-Mitarbeiter das Angebot, künftig einen Homeoffice-Tag pro Woche einzuplanen. Am Ende des Jahres wird erneut Bilanz gezogen.

2. Klare Regeln
Stellen Sie Homeoffice-Regeln auf – von telefonischer Erreichbarkeit bis zu Zielvorgaben. Damit stellen Sie sicher, dass der Homeoffice-Tag kein zusätzlicher Urlaubstag ist.

3. Klare Beschränkung
Beschränken Sie Homeoffice auf einen Tag pro Woche. Die Erfahrung zeigt: A-Mitarbeiter möchten ohnehin nicht längere Zeit isoliert arbeiten.

Diese Tipps sollten Ihnen helfen, die Homeoffice-Nachteile zu kompensieren und positive Effekte zu nutzen. Mehr Tipps zur Personalführung finden Sie auch auf unserer Homepage http://www.abc-personal-strategie.de/


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08. März 2018 - Verfasst von Jörg Knoblauch

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